Das Dach der Slowakei
In der Mitte der Slowakei verläuft – gleich einer Wirbelsäule – der lange Bergkamm der Niederen Tatra, an deren östlichen Ende sich der abgerundete Gipfel des mächtigen Berges Kráľova hoľa befindet. Die Zipser Deutschen nannten ihn – den Königsberg. Mit 1 946 m ü. M. ist er der höchste Berg der östlichen Niederen Tatra und nach ihm wurde dieser Teil der Niederen Tatra als Kráľovohoľské Tatry benannt. Jeder, der diese Gegend der Slowakei besucht, kann den gewaltigen Berg leicht erkennen. Es ist nicht so sehr die Höhe, sondern vielmehr die schiere Ausdehnung mit seinem langgezogenen Gipfelplateau, welche Kráľova hoľa so besonders macht. Das Gebiet um den Gipfel ist mit ausgedehnten und artenreichen Bergwiesen bedeckt und seit 1960 ziert eine hohe Antennenanlage die Bergspitze.
Wie ist der Berg zum Königsberg geworden?
Über den Ursprung des Bergnamens gibt es mehrere Legenden. Laut einer, hat der beliebte ungarische König Matthias Corvinus nach einer Jagd auf seinem Gipfel zu Mittag gegessen. Eine andere Legende wiederum besagt, dass sich hier der König Bela IV. während des Tatareneinfalls versteckt hielt. Die einfachste Erklärung des Namens ist aber seine auffallende Form und Lage in der Mitte der Slowakei an der Kreuzung von Niederer Tatra, Slowakischem Paradies und Slowakischem Erzgebirge. Obwohl er keine 2 000 Meter erreicht, wie die höchsten Berge der Niederen Tatra Ďumbier und Chopok, ist er doch der unumstrittene König der Regionen Horehronie und Zips.
Mutter der slowakischen Flüsse
Unter Kráľova hoľa entspringen die 4 wichtigsten slowakische Flüße – Hnilec, Hornád, Hron und Čierny Váh. Die Flüße Hnilec und Hornád fließen nach Osten in die faszinierenden wilden Klammen des Nationalparks Slowakisches Paradies. Der Fluß Hron strömt durch die ganze Mittelslowakei und zieht jedes Jahr viele Wassersportler an. An seinem 289 km langen Strom wurden keine Stauseen gebaut, und mit einem Kajak oder Schlauchboot kann man bis zur Donau fahren. Mit dem Fluß Čierny Váh hängt eine Legende zusammen. Von Kráľova hoľa sieht man auch den slowakischen Nationalberg Nr. 1 – den Kriváň. Man sagt, dass diese beiden Berge sich lange beobachtet haben, miteinander über Wind und Wolken gesprochen haben und sich schlussendlich verliebten. Natürlich verlangten sich auch zu berühren, und deswegen entsprangen aus ihren Körpern zwei Flüße, unter dem Kriváň Biely Váh (Weiße Waag) und unter Kráľova hoľa Čierny Váh (Schwarze Waag). Nach 39 km treffen sich diese zwei Flüsschen und fließen weiter gemeinsam durch die Hälfte der Slowakei als der längste slowakische Fluß Váh (Waag).
Ausblick auf 6 Länder
Für eine Wanderung auf Kráľova hoľa sollte man den ganzen Tag einplanen. Markierte Wanderwege führen aus den Orten Šumiac, Telgárt, Vernár, Pusté Pole und Liptovská Teplička zum Gipfel. Der Höhenunterschied beträgt bei jeder Variante über 1000 Höhenmeter, und der Anstieg dauert bei der kürzesten Variante aus Šumiac ca. 3,5 Stunden. Die längste Variante aus Vernár nimmt über 5 Stunden in Anspruch. Aber egal für welche Tour man sich entscheidet, bereuen wird man es nicht. Während der gesamten Tour, bieten sich viele wunderschöne Ausblicke auf die schroffen Gipfel der Hohen Tatra, die bewaldeten Berge der Niederen Tatra, die Karstplateaus des Slowakischen Paradieses und auf die weiten Wälder des Nationalparks Muranska Planina. Auch das ausgedehnte Slowakische Erzgebirge, den breiten Tatra-Kessel und das tiefe Hron-Tal überblickt man. Auf der ganzen Welt gibt es nur ein paar wenige Berge, welche einen Ausblick auf 6 Länder bieten. Bei günstigen Wetterbedingungen kann man vom Gipfel des Kráľova hoľa zahlreiche Gebirge der Slowakei, Ungarns, Rumäniens, Ukraine, Polens und Tschechien sehen. Kráľova hoľa ist für viele Wanderer auch der Anfang oder Endpunkt der ca. 90 km langen Trekkingtour über den Kamm der Niederen Tatra. Auf dem Gipfel trifft man nicht nur Wanderer, sondern auch Radfahrer, welche aus dem Dorf Šumiac bis zur Fernsehsendeanlage fahren können. Radfahrer müssen, wie die Wanderer auch, einen wesentlichen Höhenunterschied überwinden, aber da die Strasse zum Gipfel für Autos gesperrt ist, ist der Radweg auf den Gipfel eine Paradetour. und bei Radfahrern sehr beliebt. Durch die guten Markierungen im Winter ist es auch in den Wintermonaten Wanderern und Skitourengehern möglich, die verschneiten Hänge von Kráľova hoľa zu begehen und den fantastischen Blick über winterlichen Bergwelt der Slowakei schweifen zu lassen.
Wenn Regenwolken kommen…
Kráľova hoľa ist deutlich höher als die Nachbarberge und häufig weht auf dem Gipfel ein starker Wind und der Gipfel hüllt sich in Nebel. Sollten Sie einmal von schlechtem Wetter überrascht werden, können Sie im Gebäude der Fernsehsendeanlage in einem kleinen Raum Schutz suchen. Vor allem im Sommer kann sich das Wetter unerwartet schnell ändern. Regen, Gewitter oder Hagel kommen oft plötzlich und der kleine Raum wird sehr schnell überfüllt. Wenn man den Wetterumschwung kommen sieht, ist es immer besser auf dem blaumarkierten Wanderweg schnell um ca. 550 Höhenmeter abzusteigen und in der kleinen gemütlichen Berghütte, bei einem guten Bergkräutertee, besseres Wetter abzuwarten. Die Berghütte wurde erst vor kurzer Zeit neu eröffnet. Ein junges, nettes Paar hat dazu eine alte, ehemalige Blechgarage für Schneepflüge liebevoll umgebaut und bietet nun Wanderern und Radfahrern Schutz und kleine Erfrischungen.
Wandern durch ein unbekanntes Gebiet
Im Jahre 2014 wurde aus dem Dorf Šumiac zum Gipfel von Kráľova hoľa ein neuer Lehrpfad mit 12 Informationstafeln angelegt. In slowakischer und englischer Sprache wird die Geschichte von Šumiac, Flora und Fauna, Forstwesen, Jagdgeschichte, traditionelle Schafzucht und die Folkloretraditionen der Region präsentiert. Und für alle welche die Region näher erkunden wollen, empfehlen wir unsere Wanderwoche Slowakisches Paradies mit Standort in Sumiac.
Auf Kráľova hoľa steht ein grüner Baum
Kráľova hoľa ist ein vielbesungener Berg, der nicht nur in Volksliedern, sondern auch viel in der Poesie und Legenden erwähnt wird. Das bekannteste Lied fängt mit Worten „Auf Kráľova hoľa steht ein grüner Baum, dessen Baumspitze sich zum slowakischen Land neigt…“ Am schönsten interpretieren dieses Lied die Männer aus der Folkloregruppe Šumiačan. Ihr mehrstimmiger Gesang wurde in 2016 in die Liste der inmateriellen Kultur der Slowakei aufgenommen.
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