Die oft sagenumwobenen Karpaten bezeichnen einen sehr langen Gebirgszug, welcher an der Donau – an der Stadtgrenze von Bratislava – beginnt und in Rumänien endet. Der gesamte Gebirgszug ist über 1300 km lang und bildet einen nach Westen offenen Bogen. Ein großer Teil der Karpaten erstreckt sich in der Slowakei und rund zwei Drittel des Landes sind mit den Bergen der Karpaten bedeckt. In der Slowakei befindet sich auch der höchste Teil der Karpaten – die berühmte Hohe Tatra, das kleinste Hochgebirge der Welt. Ihr höchster Berg ist der Gerlach. Der Gerlach ist gleichzeitig auch der höchste Berg des ganzen Karpatenbogens.
Der Bergname
Der 2655 m hohe Gerlach hat auch einen historischen Deutschen Namen und zwar Gerlsdorfer Spitze. Der Berg befand sich auf dem Katastergebiet des am Fusse der Hohen Tatra gelegenen Ortes Gerlsdorf, wo über Jahrhunderte Zipser Deutsche gewohnt haben. Auf slowakisch heisst das Dorf Gerlachov.
Im Laufe der Zeit und nach der aktuellen politischen Situation, wurde der Name des Berges mehrmals geändert. Am Ende der Monarchie wurde der Berg nach dem damaligen Kaiser benannt – Franz-Josef-Spitze. Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde er aus Dankbarkeit für die tschechisch – slowakischen Soldaten zur Spitze der Legionäre umbenannt und trug diesen Namen 2 Jahre lang. Vor dem zweiten Weltkrieg, als der Slowakische Staat gegründet wurde, bekam der Berg den Namen Slowakische Spitze. Und im Jahre 1949, zum 70. Geburtstag von Josef Wissarionowitsch Stalin, wurde der Berg noch einmal umbenannt, natürlich zur Stalin-Spitze. Obwohl die Machthaber den Namen mehrmals geändert haben, für alle Tatra-Liebhaber ist er immer der Gerlach geblieben.
Die Erstbesteigung
Lange wurde darüber gestritten, welcher Tatra-Gipfel am höchsten ist. Im Westen der Tatra, in der Region Liptov war man überzeugt, dass es der Krivan ist. Auf der östlichen Seite der Tatra sagten die Zipser, es sei die Lomnitzer Spitze. Und aus Sicht der Polen im Norden, dominierte der Gipfel des Ladovy stit. Erst im Jahre 1838 stellte Ludovit Greiner – ein Förster aus der Stadt Jelsava – mit einem Theodolit zweifelsfrei fest, dass der höchste Gipfel der bisher unbekannte Gerlach ist.
Nicht hundertprozentig nachgewiesen ist die Besteigung durch den Lehrer und Bergführer Johann Still. Im Jahre 1834 erreichte er den Gipfel gemeinsam mit vier Gemsenjägern. Als die glaubwürdigere Erstbesteigung wird das Jahr 1855 genannt. In diesem Jahr standen die Polen Zygmund Bosniacki und Wojciech Grzegorzek mit ihrem Bergführer auf dem Gipfel. Die winterliche Erstbesteigung gelang im Januar 1905.
Auf den Gerlach mit einem Bergführer
Seit der Erstbesteigung haben Tausende Bergsteiger und Bergwanderer den Gerlach bestiegen. Bergsteiger können den Gipfel über mehrere Kletterrouten vom unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad erreichen. Die Wanderer haben nur vier Routen zur Auswahl und dürfen den Gerlach nur mit einem zertifizierten Bergführer besteigen. Der Grund dafür ist, dass es bis zum Gipfel keinen markierten Wanderweg gibt, man sich grösstenteils in Klettergelände bewegt und sich das Wetter am Gerlach, wie in der gesamten Hohen Tatra, innerhalb von Minuten ändern kann.
Beim guten Wetter dauert die beliebteste, klassische Tour ca. 8 Stunden. Man benötigt für Auf- und Abstieg jeweils gut 4 Stunden und überwindet knapp 1000 Höhenmeter. Von der gesamten Gehzeit wandert man nur ca. 2 Stunden. Der restliche Teil der Tour führt durch alpines Gelände im ersten und zweiten Schwierigkeitsgrad. Da Sie diese Tour mit einem Bergführer unternehmen, brauchen Sie für diese Tour keine Erfahrung im Klettern. Allerdings sollten Sie wissen, dass Sie ca. 6 Stunden am Seil gehen und Sie müssen über eine sehr gute Kondition verfügen, Trittsicher sein und erste Erfahrungen im Hochgebirge haben.
Alle offiziellen slowakischen Bergführer sind in einem Verband vereint und bieten die Gerlach-Besteigung an. Wichtig zu wissen ist, dass ein Bergführer höchstens 3 Personen mit auf diese Tour nehmen darf. Der Preis der klassischen Besteigung ist von der Personenzahl abhängig. 1 Person zahlt 260 Euro, 2 Personen zahlen 300 Euro und 3 Personen 330 Euro. Im Preis ist der Verleih der Kletterausrüstung und Helm inbegriffen. Am Anfang und Ende der Tour wandern Sie für ca. 1 Stunde ohne Kletterausrüstung zum eigentlich Zustieg der Tour bzw. zurück zum Ausgangspunkt am Berghotel – Sliezsky dom, dem Schlesierhaus. Sie sollten mit einem Rucksack von mindestens 30 Liter Fassungsvermögen diese Tour antreten. So haben Sie genügend Platz für die Kletterausrüstung, den Helm, Proviant, Erste Hilfe Set und Ersatz- und Regenbekleidung.
Vor der Tour empfehlen wir, wie vor allen Touren in der Hohen Tatra, eine Bergrettungsversicherung abzuschliessen. Mehr Info unter Bergrettungsversicherung in der Slowakei
Die eigentliche Tour zum Gerlach beginnt im Tal Velicka dolina am Berghotel Schlesier Haus, slowakisch Sliezsky dom, in einer Höhe von 1680 m ü. M. Sie sollten auf jeden Fall sehr früh aufbrechen – gewöhnlich starten wir zwischen 5:00 und 6:00 Uhr. Das Berghotel Sliezsky dom bietet Übernachtung in komfortablen Doppel-, Familienzimmern und Appartements wie auch in einem Mehrbettzimmer an. Wenn Sie in einem Hotel oder einer Pension am Fusse der Hohen Tatra übernachten, holt Sie der Bergführer in ihrer Unterkunft ab und gemeinsam fahren Sie nach Tatranska Polianka. Hier führt ein enger kurvenreicher Weg zum Schlesierhaus. Nur das Hotelpersonal und die Hotelgäste, welche eine Übernachtung gebucht haben, dürfen den Weg mit PKW benutzen. Von Tatranska Polianka zum Schlesier Haus bringt Sie gegen Gebühr ein PKW des Hotels.
Vom Schlesier Haus wandern Sie zuerst auf einem markierten Wanderweg an dem Bergsee Velicke Pleso vorbei, das Tal Velicka Dolina hinauf bis Sie nach ca. einer Stunde zum Einstieg in die eigentliche Gipfeltour kommen. Nun wird es Zeit die Kletterausrüstung anzulegen und sich in das Seil des Bergführers einzubinden. Kurz nach Beginn überwinden Sie ein paar Eisenklammern und klettern eine steile kurze Felswand hinauf. Danach geht es zirka 1,5 Stunden kraxelnd zum einem Sattel über dem grossen, für den Gerlach typischen, Kessel. Von hier queren Sie den Kessel auf die Westseite und gelangen unter den Gipfel des Kotlovy stit, der Kesselspitze. Hier haben Sie einen ersten Blick zum Gipfel des Gerlach. Am Ende des Aufstiegs, kurz vor dem eigentlichen Gipfel, überqueren Sie noch einen Quergang bis zum Gipfel. Auf dem höchsten Punkt der Slowakei und des gesamten Karpatenbogens angekommen, werden Sie mit einem atemberaubenden Blick belohnt. Wenn das Wetter es zulässt, nehmen Sie sich Zeit für die Gipfelrast, genießen dieses einmalige Panorama und machen Sie als Erinnerung ein Foto mit dem Gipfelkreuz.
Der Abstieg erfolgt über eine Rinne welche die westliche Flanke des Gerlach durchzieht und Sie ins Tal Batizovska dolina führt. Die rinne endet mit einer Felsstufe, welche mit Hilfe von Eisenklammern überwunden wird und für viele die Schlüsselstelle im Abstieg darstellt. Im Tal Batizovska dolina, wo oft Gemsen verweilen, erreichen Sie am Bergsee Batizovske Pleso den rotmarkierten Wanderweg der Tatramagistrale. Auf diesem wandern Sie noch ca. eine Stunde zurück zum Schlesierhaus. Nach einer wohlverdienten Erfrischung bringt Sie der Hotel PKW wieder zurück nach Tatranska Polianka.
Mit einem Bergführer können Sie natürlich den Gerlach auch auf den anspruchsvolleren Routen besteigen und auch eine Winterbesteigung ist möglich. Bei allen anderen, anspruchsvolleren Routen darf der Bergführer pro Tour nur 2 Gäste mitnehmen.
Wenn Sie sich für eine Besteigung des Gerlach entschieden haben, können Sie sich jederzeit an uns wenden. Wir finden mit unseren Bergführern immer die beste Variante für Sie und machen eine Besteigung des Gerlach sicher zu einem unvergesslichen Erlebnis.
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