Im Jahre 1841 besuchte der berühmte dänische Märchenerzähler Hans Christian Andersen die Stadt Preßburg, und in sein Tagebuch hat er geschrieben: „Ich liebe diese Stadt, sie ist so lebhaft und bunt.“

Die Suche nach Preßburg auf der heutigen Karte Europas wäre erfolglos, weil die Stadt schon vor fast 100 Jahren unbenannt wurde. Die Stadt heißt heute Bratislava. In der Zeit Andersens befand sich die Stadt im ungarischen Teil der Habsburger Monarchie, nach dem ersten Weltkrieg wurde sie in die neugegründete Tschechoslowakische Republik angegliedert, im zweiten Weltkrieg zum Hauptstadt des slowakischen States erklärt, nachher lebten die Stadteinwohner in der sozialistischen Tschechoslowakei und seit dem Jahre 1993 ist diese Stadt an der Donau die Hauptstadt der Slowakei. Jede von diesen historischen Perioden hat in der Stadt ihre Spuren hinterlassen. Spazierend durch die Gassen der Altstadt, bezaubert von vielen wunderschönen historischen Gebäuden fühlt man sich noch wie in der Monarchiezeit. Auf dem großen Platz Hviezdoslavo námestie, dem das prächtige Gebäude des Nationaltheaters dominiert, kann man im Restaurant Zylinder auch Köstlichkeiten, zubereitet nach den alten Rezepten der K & K Küche, kosten.

Hans Christian Andersen in Bratislava
Hans Christian Andersen in Bratislava

Ein Gegenteil zu der historischen Bebauung sind die zahlreichen sozialistischen Plattenbausiedlungen. Aus dieser Epoche sind hier aber auch einige sehr interessante Bauten zu sehen, wie das Gebäude des Slowakischen Rundfunks in Form einer umgekehrten Pyramide, das Kriegerdenkmal Slavín, die Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes oder der Fernsehturm Kamzík. Von den zwei letzten genannten Bauten bietet sich einen fantastischen Rundblick, im Fernsehturm kann man den Blick sogar beim guten Essen in einem Drehrestaurant genießen. Viele neue moderne Gebäude wuchsen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Ein Spaziergang entlang der Donau kann man mit Glas Wein auf einer der vielen Terrassen des modernen Quartiers Eurovea am neuen Slowakischen Nationaltheater beenden.

UFO-Restaurant auf der Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes
Das UFO-Restaurant auf der Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes

Und wenn wir schon an der Donau sind, können wir uns auf eine Schifffahrt begeben. Eine der Donaufahrten beginnt unter der mächtigen Bratislavaer Burg, die zum Symbol des Landes wurde und die auch auf slowakischen 10-, 20-, und 50-Eurocent-Münzen abgebildet ist. Nach 1,5 Stunden Fahrt stromaufwärts steigen wir unter der imposante Burgruine Devín aus. Die Burgruine hat auch Andersen gesehen und hat geschrieben: „Ganz hoch auf dem Berge liegt eine Ruine, die schönste Ruine an den Ufern der Donau.“ Vor der Burgbesichtigung lohnt es sich unter der Burg an einem Stand mit Johannisbeerwein anzuhalten, und den leckeren örtlichen Wein zu kosten.

Der Jungfrauturm der Burg Devin
Der Jungfrauenturm der Burg Devin

Gerade hier, im westlichen Teil der slowakischen Hauptstadt trifft sich die Donau mit den Karpaten. Kleine Karpaten heißen die Berge, aber oft werden sie auch als Weinkarpaten genannt, weil sich hier das größte slowakische Weinanbaugebiet befindet. Hier wird nicht nur der berühmte Johannisbeerwein hergestellt, sondern auch zahlreiche andere hochqualitative Weinsorten angebaut. In Bratislava beginnt die Kleinen Karpaten – Weinstraße und in den hiesigen Weinkellern können Sie zahlreiche Weine von internationaler Spitzenqualität verkosten und natürlich kaufen. Dies ist übrigens ein hervorragender Tipp für ein Mitbringsel aus der Slowakei. Denn slowakische Weine – obwohl von höchster Qualität – werden aufgrund der geringen Produktionsmenge fast ausschließlich nur in der Slowakei verkauft und sind daher im Ausland so gut wie unbekannt.

Was würde der weltberühmte Märchenautor in sein Tagebuch schreiben, wenn er heute Bratislava besuchen würde? Ich denke, er würde wieder schreiben –  Ich liebe diese Stadt, sie ist so lebhaft und bunt!