Der Nationalpark Muranska Planina befindet sich im westlichen Teil des ausgedehnten Slowakischen Erzgebirges. Er ist einer von den jüngsten und unbekanntesten Nationalparks der Slowakei. Der Nationalpark wurde im Jahre 1976 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt und am 23. September 1997 zum Nationalpark ausgerufen. Im 13. Jahrhundert erstreckte sich auf der heutigen Fläche des Nationalparks ein riesiges königliches Waldgebiet. Im Laufe der Jahrhunderte wurden, aufgrund der Schafzucht, große Waldgebiete in Weideflächen umgewandelt. Seit dem 17. Jahrhundert gewann, neben der Schafzucht, auch der Bergbau und die Glasproduktion an Bedeutung. Dies erhöhte den Holzbedarf in der Region und man versuchte seit dieser Zeit den Holzeinschlag zu regulieren. Es wurden erste Baumschulen gegründet und Kahlschlagsflächen wurden schon damals erfolgreich aufgeforstet. Neben den erfolgreichen Bemühungen um eine intensive Aufforstung erreichte man dadurch auch, dass man sich schon früh um den Schutz der natürlichen Ressourcen bemühte. Das erste Naturreservat auf dem Gebiet des heutigen Nationalparks wurde 1953 eingerichtet. Auf einer Fläche von 257 Hektar wurde ein Karstgebiet mit einer 105 Meter tiefen Schlucht geschützt. Die Kernzone des Nationalparks beträgt heute 20 318 Hektar, die gesamte Schutzzone inklusive der Pufferflächen 21 698 Hektar. Fast das gesamte Gebiet des Nationalparks gehört zum europäischen Natura-2000-Netzwerk. Ziel dieses Netzwerkes ist es, die gefährdeten einheimischen Pflanzen- und Tierarten und ihre natürlichen Lebensräume zu schützen.

Tier- und Pflanzenwelt

Der Nationalpark Muranska planina ist eine Karsthochebene. Das Wort Planina ist auch Namensgeber für den Nationalpark – es bedeutet Hochebene. Und Muranska weist auf den Ort Muran hin, welcher sich am Südrand des Nationalparks befindet. Die Grenzen des Nationalparks sind oft gekennzeichnet von steilen felsigen Berghängen. Diese geben einen ersten Eindruck von der Besonderheit dieses Nationalparks. Fast die gesamte Fläche ist ein riesiges Karstgebiet mit vielen oberirdischen und unterirdischen Karstformationen. Bis heute wurden mehr als 400 Höhlen und 15 Schluchten entdeckt. Besucher des Nationalparks können zur Zeit nur eine Höhle besuchen, die 16 Meter lange Wesseleny Höhle. Alle anderen Höhlen sind aus Sicherheits- und Naturschutzgründen für die Öffentlichkeit gesperrt. Von den 26 Fledermausarten, welche in der Slowakei vorkommen, leben alleine 22 im Nationalpark Muranska Planina. Gerade sie nutzen die zahlreichen Höhlen und Verkarstungen zum Überwintern. Die einzigartige Lage des Nationalparks an der Grenze zu den höchsten Regionen des Karpatengürtels und gleichzeitig an den wärmeren südlichen Vorgebirgen, gedeihen hier zahlreiche kalt- wie auch wärmeliebende Pflanzenarten.

Fast genau 80 % der Gesamtfläche des Nationalparks ist mit Wäldern bedeckt. Im nördlichen Teil wachsen vor allem Rotbuchen, Weißtannen, Bergahorne, Fichten und Lärchen. Auf den sonnigen Kalksteinklippen am Rand der Hochebene, kommen natürliche Bestände von Waldkiefern vor und auf den südlichen Abhängen erstrecken sich Buchenwälder und wärmeliebende Eschen, Sommerlinden und Dalechamp-Eichen. Bemerkenswert ist das Vorkommen der Bergkiefer in den niedrigen Lagen von 750 m ü. M. In allen anderen slowakischen Gebirgen wächst die Bergkiefer erst ab 1500 m. In den ausgedehnten alten Wäldern und schwerzugänglichen Felsenklippen horsten Steinadler, Wanderfalke, Habichts-, Sperlings- und Raufußkauz. Im Jahre 2000 wurden auf einer Wiese unter der Muraner Burg wieder Ziesel ausgesetzt und haben sich seither erfolgreich ihren ursprünglichen Lebensraum rückerobert. In der Vergangenheit kamen Ziesel in dieser Gegend häufig vor,  aber in den Nachkriegsjahren wurden sie als Feind der Landwirte angesehen und fast ausgerottet. Die wachsende Ziesel – Population trägt auch dazu bei, dass die Zahl ihrer natürlichen Feinde wie Adler, Habichte, Iltisse, Hermeline, Wiesel und Wildkatzen wieder steigt. Und dies wiederum trägt auch zur besonderen Artenvielfalt des Nationalparks bei.

 Ziesel

Die Fichtenwälder um die höchsten Berge Fabova Hola und Stolica, welche knapp über 1400 m hoch sind, bilden den natürlichen Lebensraum für die größten Hühnervögel Europas, die vom Aussterben bedrohten Auerhühner. Die wertvollste Pflanzenart und gleichzeitig Wahrzeichen des Nationalparks ist der Slowakische Seidelbast. Diese endemische Pflanze, stellt auch ein Relikt aus dem Tertiär dar, hat erfolgreich die Eiszeiten überlebt und wächst seit Millionen Jahren auf dem Gebiet des Nationalparks.

Lykovec muransky, Slowakischer Seidelbast

Pferdezucht

Es wird gesagt, dass man Muranska planina am schönsten vom Rücken eines Pferdes erleben kann. Sicher liegt in dieser Aussage etwas Wahres. Seit dem Jahre 1950 werden im Herz des Nationalparks, auf der Großen Wiese (Velka luka), Arbeitspferde gezüchtet. Zu Beginn war es vor allem die Zucht der Pferderasse – Huzule. Spätere begann man die Huzulen mit Haflingern, Norikern und Fjordpferden zu kreuzen. So entstand das stämmige Slowakische Gebirgspferd – Muran-Noriker, ein gutmütiges Pferd mit einem ausgeglichenen Charakter. Diese neu entstandene Pferderasse wird sehr geschätzt als Rückepferd in der Forstwirtschaft. Wenn Sie von Mai bis Ende Oktober über die Bergwiesen wandern, hören Sie das liebliche Glockenläuten der Pferdeherden. Man kennt das normalerweise von den Bergalmen, dass Kühe oder Schafe dort weiden, im Nationalpark Muranska Planina sind es die Pferde, welche in halbwilden Herden hier die Sommerzeit verbringen. Die Herden werden nur einmal am Tag von Hirten zur Tränke getrieben und auch die Nacht verbringen sie im Freien.  Das freie Weiden der Pferde, trägt wesentlich zum Erhalt der vielfältigen Pflanzen- und Kräuterarten auf den Wiesen bei. Denn ohne regelmäßiges Weiden und Mähen würden viele Pflanzen- und Kräuterarten von den Wiesen verschwinden. Vor allem für Familien empfiehlt sich eine Kutschfahrt durch den Nationalpark. Von Mai bis September können Sie diese beim Gestüt auf der Großen Wiese reservieren. Reittouren durch den Nationalpark organisiert der Reitklub im Ort Muranska Huta.

Slowakischer Gebirgspferd

Ein beliebtes Urlaubsziel von Ferdinand Coburg

Im Jahre 1816 hat der Graf Ferdinand Georg August von Sachsen-Coburg-Gotha die junge Prinzessin Maria Antonie Gabriele von Koháry geheiratet, die einzige Erbin des riesigen Vermögens des ungarischen Adelsgeschlechts Koháry. Im Besitz der Koháry-Familie waren auch große Ländereien auf dem Gebiet der heutigen Slowakei. Schon im 18. Jahrhundert gründeten die Kohárys am nördlichen Rand von Muranska Planina mehrere Eisenwerke. Der Graf Ferdinand Georg August und seine späteren Nachkommen haben weitere Eisenwerke im Slowakischen Erzgebirge dazu gekauft, Hütten-, Guss- und Walzenwerke gebaut und das Unternehmen bis zur wirtschaftlichen Krise Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts geführt.  Nach dem Zerfall der Monarchie und nach einer Bodenreform kamen die Besitztümer der Coburger in die Hände der neugegründeten Tschechoslowakischen Republik. Der letzte Coburg, welcher in der Slowakei wohnte, war Ferdinand Maximilian – der Zar von Bulgarien. Nach dem ersten Weltkrieg musste er abdanken und lebte bis zu seinem Lebensende im Exil in Coburg und der Slowakei. Die tschechoslowakische Regierung hat ihm bis Ende des Lebens erlaubt, seine Gemächer im Familien-Schloss Svaty Anton, unweit der Stadt Banska Stiavnica, und sein privates Jagdschloss in Predna Hora am Rand von Muranska Planina zu benutzen. Ferdinand Coburg liebte diese malerische Region der Slowakei, ging hier oft auf Jagd und als begeisterter Botaniker hat er die reiche Flora von Muranska Planina bewundert und studiert. Bei den Einheimischen ist er bis heute in sehr guter Erinnerung geblieben. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde in dem neubarocken Schloss zuerst ein Tuberkulosensanatorium gegründet und später eine Entziehungsklinik, welche bis heute hier existiert. Bei einem Besuch des Nationalparks empfiehlt sich auf jeden Fall eine Besichtigung der Ausstellung über Ferdinand Maximilian Coburg. Die Ausstellung befindet sich unweit der Klinik, in einem kleinen hölzernen Jagdschloss.

Slowakei: Coburg Schloss Predna Hora

To-do-Liste in Muranska Planina

Zu den beliebtesten Wanderzielen im Nationalpark Muranska Planina zählt die große Burgruine von Muran. Die königliche Burg wurde zum Schutz eines Handelsweges oberhalb des Städtchens Muran, auf dem schwerzugänglichen Berg Ciganka (Zigeunerin), in einer Höhe von 935 m erbaut. Am Ende des 18. Jahrhunderts brannte die Burg nieder und verfiel. Seit 70er- Jahren wird die Burganlage gegen den weiteren Verfall geschützt und wurde für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zur Burg führen Wanderwege aus dem Ort Muran, Predna Hora und Muranska Huta. Von der Burg bieten sich tolle Ausblicke auf die Wälder und Felsen des Nationalparks, auf die Niedere Tatra, das Slowakische Paradies und das Slowakische Erzgebirge. Auf dem Weg zur Burg lohnt es sich kleinen Abstecher zu der kleinen freizugänglichen Wesseleny-Höhle zu machen. Bei unserer Wanderwoche im nahegelegenen Slowakischen Paradies bauen wir auch stets eine oder mehrere Touren im Nationalpark Muranska Planina ein. Und nicht selten geschieht es, dass die Gäste im nächsten wiederkommen und ausschließlich den Nationalpark Muranska Planina erkunden. Auf jeden Fall empfehlen wir Ihnen, bei einem Aufenthalt in unserer Pension Drevenica in Sumiac, Muranska Planina in Ihr Wander-, Rad- oder Ausflugsprogramm mit aufzunehmen. Perfekt geeignet dafür ist unser Self Guided Paket.

Slowakei: Burg Muran

Von Muran aus können Sie eine weitere schöne Tour durch das Tal Hrdzava dolina machen. Das Tal ist 8 km lang und geprägt von schönen Karstgebilden. Der Felsen Rozstiepena skala ist eine der offiziellen Kletterwände im Nationalpark. Vom Tal aus bieten sich schöne Ausblicke zu steilen Felsenklippen von Poludnica. Poludnica ist auch ein hervorragender Aussichtspunkt, zu welchem ein markierter Wanderweg aus dem Tal führt.

Zwischen den Orten Muran und Tisovec befindet sich ein weiteres wunderschönes Tal. Das enge und wilde Tal Martinova dolina ist umgeben von steilen Felsenwänden. In diesem ruhigen Tal haben Sie die größte Chance Hirschen-, Bären- oder Luchsenspuren zu finden oder die Tiere gar selbst zu sehen.

Beliebte Wanderziele sind auch die höchsten Berge des Nationalparks. Der höchste Berg des Nationalparks heisst Fabova Hola, ist 1439 m hoch und die Besteigung beginnen Sie am besten im Bergpass Zbojska, an dem sehr beliebten Bauernrestaurant Koliba Zbojska. Sie folgen zu Beginn dem rotmarkierten Wanderweg bis auf den Hauptkamm zur Kreuzung Tri Kopce. Übrigens, der rot markierte Wanderweg ist auch ein sehr interessanter Weitwanderweg. Er trägt auch den Namen Erzmagistrale und verbindet auf einer Länge von 258 km die ehemaligen wichtigsten Bergbauorte. Darüber erfahren Sie aber später in einem gesonderten Blogartikel mehr. Von Tri Kopce wandern Sie weiter auf dem blau markierten Wanderweg, passieren den Gipfel des Fabova hola und folgen an der Gabelung Javoriny dem gelb markierten Wanderweg zurück zum Ausgangspunkt. Die gesamte Tour dauert ca. 5 Stunden.

Der zweite der höchsten Berge befindet sich auf der anderen Seite des Nationalparks, am Ende der Erzmagistrale. Die Besteigung des 1476 m hohen Berges Stolica beginnt im Bergpass Javorinka, nördlich von dem Ort Muranska Huta, und dauert ca. 3 Stunden.

Eine lohnenswerte Tour quer durch den Nationalpark folgt dem rot markierten Wanderweg. Vom Beginn der Tour am Bergpass Zbojska, auf der westlichen Seite des Parks, bis auf die östliche Seite dauert die Durchquerung ohne Pausen ca. 8 -9 Stunden. Es empfiehlt sich aber die Tour auf 2 Tage zu verteilen. Bei dieser Variante hat man mehr Zeit und kann den einen oder anderen Abstecher zu lohnenswerten Zielen mit einbauen. Übernachten kann man in einfachen Schutzhütten im Bergsattel Burda oder Nizna Klakova. Ein eigener Schlafsack und ISO Matte ist bei dieser Variante erforderlich.

Zur Zeit der Eisenproduktion wurde zwischen den Orten Pohronska Polhora und Tisovec eine Eisenbahnlinie über den Bergpass Zbojska gebaut, um die Coburger-Hüttenwerke zu verbinden. Der Initiative von zahlreichen Eisenbahnfans ist es zu verdanken, dass man auch in heutiger Zeit noch mit dieser außergewöhnlichen Bahn fahren kann. Dieses Erlebnis sollten Sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Den aktuellen Fahrplan können wir Ihnen gerne per eMail senden.

Zu guter Letzt wollen wir Ihnen noch eine Empfehlung geben, was bei einer Wanderung durch den Nationalpark Muranska Planina auf keinen Fall im Rucksack fehlen sollte. Es sind die vorzüglichen, traditionellen Hefekuchen aus Muran – die Muranske buchty. Sie bekommen diese nach altem Rezept gebacken in Muran oder der Koliba Zbojska.

Wir wünschen Ihnen erlebnisreiche Tage im unbekannten Nationalpark Muranska Planina.