Die Hohe Tatra und Bratislava, das sind die häufigsten Antworten welche ich bekomme, wenn ich bei meinen Reisevorträgen in Deutschland oder Österreich nach bekannten Zielen in der Slowakei frage.
Diese zwei Ziele sind vielen Menschen bekannt, werden aber einem Land im Herzen Europas und voller Naturschätze, kulturellen Besonderheiten und interessanter Geschichte definitiv nicht gerecht. Und genau das war der Anlass für einen Blogartikel über die Slowakei.
Aber gleich zu Beginn war ich mit dem Problem konfrontiert, dass die Slowakei unendlich viele Besonderheiten bietet und genau dies mir das Schreiben nicht einfacher machte. Denn ich wollte nicht, dass der Artikel die Ausmaße einer Enzyklopädie annimmt.
Leicht war dies nicht bei einem Land welches über zahlreiche UNESCO-Welterbestätten, UNESCO Biosphärenreservate, neun Nationalparks, unzählige weitere Naturschutzgebiete, viele traditionelle Dörfer, wunderschöne Altstädte und zahlreiche architektonische Besonderheiten verfügt. Hinzu kommen bedeutende Höhlen, imposante Burgen (die Slowakei wird auch Land der Burgen genannt), wohltuende Thermalquellen, fantastische Karstgebiete, glasklare Flüsse, hohe Gebirge, Bergseen, die farbenprächtigen Wiesenlandschaften, die ursprünglichen Wälder und vor allem die einzigartige Flora und Fauna. Ebenfalls musste ich berücksichtigen, dass viele Gebiete nur dünn besiedelt sind, die Natur sich frei entfalten kann und man oft in den Genuss himmlischer Ruhe kommt. In einer immer schneller werdenden Welt, ist es genau das was viele Menschen suchen.
Schlussendlich habe ich mich dazu entschieden, über die faszinierende Natur und Wandermöglichkeiten in den einzelnen Gebirgen zu schreiben.
Den Anfang macht der heutige Artikel über die Lage der Slowakei in Europa und das bekannteste Gebirge der Slowakei, die Hohe Tatra und deren angrenzende Gebirge.
Die Slowakei liegt genau in der geographischen Mitte Europas und der anerkannte geographische Mittelpunkt Europas liegt im Herzen der Slowakei, in den Kremnitzer Bergen, etwas ausserhalb des kleinen deutsch – slowakischen Dorfes Krahule (zu deutsch Blaufuss).
Oft wird die Slowakei mit dem Land Slowenien verwechselt. Dies ist aber eigentlich leicht zu unterscheiden. Slowenien grenzt südlich an Österreich und war Teil Jugoslawiens und die Slowakei grenzt nordöstlich an Österreich und war Teil der Tschechoslowakei. Österreichs Hauptstadt Wien und die slowakische Hauptstadt Bratislava sind nur ca. 30 Autominuten voneinander entfernt. Von der Größe lässt sich die Slowakei ungefähr mit der Schweiz vergleichen und die Einwohnerzahl beträgt ca. 5,4 Millionen.
Grundsätzlich ist die Slowakei ein ausgeprägtes Gebirgsland. Lediglich zwischen Bratislava und der Stadt Nitra – etwas östlich von Bratislava – liegt eine ausgedehnte Ebene, welche zur ungarischen Tiefebene gehört.
Jedes Gebirge der Slowakei gehört zum mächtigen Karpatenbogen, welcher am nördlichen Stadtrand von Bratislava beginnt, sich durch die gesamte Slowakei zieht und weiter in Richtung Rumänien verläuft. Die höchsten Erhebungen des Karpatenbogens liegen ebenfalls in der Slowakei, in den Gipfeln der Hohen Tatra.
Möchte man in der Slowakei – wie die meisten Besucher – einen Wander- oder Aktivurlaub verbringen, sollte man sich am besten auf ein oder zwei bis drei nebeneinander liegende Gebirge beschränken. Denn obwohl die Slowakei ein kleines Land ist, die Strassen in einem guten Zustand sind, muss man doch immer mit längeren Anfahrten rechnen. Das hängt damit zusammen, dass häufig Gebirge umfahren werden müssen und dies kostet Zeit.
Hohe Tatra, Weisse Tatra, Spisska Magura und Pieniny Nationalpark
Die Hohe Tatra ist das höchste Gebirge der Slowakei und wird oft als das kleinste Hochgebirge der Welt bezeichnet. Die höchste Erhebungist die Gerlsdorferspitze oder Gerlachspitze mit 2654 m. Das Gebirge ist sehr kompakt, begeistert durch die eindrucksvollen Felswände, hohen Gipfel, langgezogenen Täler, die urigen Berghütten und durch die lebendige Trägerkultur mit welcher die Sherpas die Berghütten versorgen. Die sehr praktische Tatrabahn verbindet alle wichtigen Bergorte der Hohen Tatra und man kommt ohne Auto in fast jede Region des Gebirges schnell und ohne Probleme.
Die Wanderwege sind perfekt ausgeschildert, die Berghütten bewirten Wanderer mit sehr gutem landestypischen Speisen und man findet in den Bergorten wie z.B. Stary Smokovec, Strbske Pleso zahlreiche Unterkünfte und Restaurants. Plant man seinen Urlaub im Juli und August, sollte man wissen, dass auch in diesen Monaten in der Hohen Tatra Hochsaison herrscht und man seine Unterkunft frühzeitig buchen sollte.
Wichtig zu wissen ist, dass die Hohe Tatra ein anspruchsvolleres Wandergebiet ist und es wenig wirklich leichte Wanderungen gibt. Dazu tragen die überwiegend steinigen Wanderwegen und zahlreichen Höhenmeter bei. Man sollte im Wandern geübt und trittsicher sein um die Hohe Tatra genießen zu können. Wichtig zu wissen ist ebenfalls, dass die meisten Wanderwege in der Hohen Tatra jedes Jahr von November bis Mitte Juni aus Naturschutzgründen gesperrt sind.
Typisch für die Hohe Tatra ist auch, dass bis Anfang Juli noch auf einigen Wegen mit Altschneefeldern zu rechnen ist und immer mit grossen Temperaturunterschieden von Tag auf Nacht zu rechnen ist. Im Juli und August empfiehlt es sich zu Wanderungen immer so zeitig wie möglich aufzubrechen. So ist man auf den Wanderwegen noch fast allein unterwegs und die für den Hochsommer typischen Wetterwechsel am Nachmittag stören dann nicht weiter, da man bereits auf dem Abstieg ist.
Besonders lohnenswerte Wanderungen in der Hohen Tatra führen auf den Berg Krivan und Rysy und durch die Täler Grosses und Kleines kaltes Tal sowie durch das Furkotska und Mlynicka Dolina und zum Grünsee.
Die Weisse Tatra schließt sich im Osten an die Hohe Tatra an und ist ein Gebirge, welches mit dem Gipfel des Berges Havran eine maximale Höhe von 2152 m erreicht. Obwohl die Weisse Tatra auch in weiten Teilen felsig ist, wirkt das Gebirge doch deutlicher lieblicher als die Hohe Tatra, da es in weiten Teilen mit wunderschönen Bergwiesen überzogen ist.
Bekanntester Ort in der Weissen Tatra ist das Goralendorf Zdiar. Die Goralen (vom polnischen Wort „góra“ für „Berg“,) sind eine an der polnisch-slowakischen Grenze und der polnisch-tschechischen Grenze lebende westslawische Ethnie. Sie sprechen Goralisch, einen polnischen Dialekt mit slowakischen und tschechischen Einflüssen. Das Dorf liegt wunderschön in einem langen Tal mit Blick auf die Weisse Tatra und empfiehlt sich definitiv als alternativer Unterkunftsstandort zu einem der Bergorte in der Hohen Tatra. Man wohnt in der Regel ruhiger, ursprünglicher und etwas preiswerter als in der Hohen Tatra. Weiterer Vorteil ist, dass man von hier aus sehr schnell die Grenze zu Polen erreicht und somit auch unkompliziert auf der polnischen Seite der Hohen Tatra wandern kann. Der berühmte Wintersportort Zakopane ist ebenfalls nicht weit und wer Lust hat einen sehr sehenswerten polnischen Markttag zu erleben, ist von hier aus schnell in der Stadt Novy Targ mit seinem wöchentlichen Markt. Mir persönlich gefällt auch die Nähe zur Region Spisska Magura, welche direkt hinter dem Ort Zdiar in östlicher Richtung beginnt. Die Region Spisska Magura ist ein liebliches Mittelgebirge mit ausgedehnten Wiesen und den typischen Heuhaufen, den ausgedehnten Wäldern und zahlreichen Wandermöglichkeiten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden.
Weiter östlich geht die Spisska Magura über in den Nationalpark Pieniny mit dem dominanten Grenzfluss zu Polen – dem Dunajec. Der Pieniny Nationalpark wurde zuerst auf der polnischen Seite im 1930 gegründet und 1932 wurde auf der tschechoslowakischen Seite ein Naturreservat ausgerufen. Er ist reich an Naturschönheiten und mit dem Drei Kronenberg auf polnischer Seite ein lohnenswertes Wanderziel. Nicht versäumen sollte man bei einem Besuch des Pieniny Nationalparks eine Flossfahrt auf dem Dunajec.
Ich hoffe, dass ich Euch mit diesem Artikel einen kleinen, ersten Eindruck von der Hohen Tatra und deren angrenzenden Gebirgen verschaffen konnte.
Falls Ihr weitere Fragen habt oder mehr Details benötigt, könnt Ihr mich jederzeit kontaktieren. Ich freue mich auf eure E-Mails – marko.weiss@wm-aktiv-reisen.de
Ahoj und bis zum nächsten Mal.
Euer Marko
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